Wochenende: Zeit zum Ausspannen, zurückblicken auf die ereignisreiche vergangene Woche und Gedanken wälzen, was uns in den kommenden Tagen erwartet. Wir kommen ins Grübeln. Tolle Jobs mit engagierten Kolleginnen und Kollegen. Daneben spannende Aufgaben in unserer Nebenbeschäftigung bei der Begleitung durch Coaching und Hypnosetherapie. Gesundheit, eine beheizte Wohnung mit einem gefüllten Kühlschrank und die Freiheit, zu sagen und zu denken, wie es nur die Minderheit der Weltbevölkerung tun kann.

Parallel dazu erreichen uns Informationen aus der Ukraine, die einen sprachlos und ohnmächtig machen. Je mehr Neuigkeiten und Kommentare wir darüber lesen, um so aufgewühlter werden wir. Die sehr gegensätzlichen Kommentare zu den Nachrichten in den sozialen Netzwerken tragen dazu bei. Was sollen wir glauben? Was wollen wir glauben? Wieso lassen uns die anderen Konfliktherde auf dieser Welt inzwischen kalt? Ist das ein eingebauter Selbstschutz, damit wir «normal» funktionieren und gesund bleiben können?

Wir sind nahe an der Überforderung. Hin- und hergerissen zwischen der Fassungslosigkeit, wie Leben und Lebensgrundlagen zerstört werden und der Dankbarkeit für die Freiheit und den Wohlstand, die uns hier umgeben.

Was können und sollen wir tun? Petitionen unterschreiben, damit die Schweiz die Sanktionen der westlichen Länder mitträgt? Für den Frieden demonstrieren? Uns bewusst machen, dass die Demokratie uns nicht in den Schoss gefallen ist, sondern immer wieder neu erschaffen und verteidigt werden muss? Nicht nur durch Gewalt, sondern durchs Vorleben und damit Vorbild sein?

Fragen über Fragen. Wir sind uns bewusst, dass wir die Wahl haben, wie wir mit diesen Widersprüchen umgehen wollen. In die Arbeit eintauchen, sportliche Betätigung, Spielabende organisieren, Konzerte besuchen. Diese Auswahl scheint zu überfordern. Sie widerspiegelt unseren nach wir vor gewohnten Alltag und ist so betrachtet ein Luxusproblem, denn gleichzeitig sind Mitmenschen in Todesangst und bangen um ihre Zukunft.

Wir können mitfühlen und uns entscheiden, auf welche Art wir einen Beitrag zur Zukunftsgestaltung und Linderung von Schmerz und Leid leisten wollen, zum Beispiel durch politisches Engagement, Geld spenden oder beten. Parallel dazu können wir zu uns selbst schauen und uns vor Augen führen, dass die Ohnmacht und das Hin- und Hergerissen sein zum Menschsein gehört. Dass wir diese Unsicherheit in unserer wohlbehüteten Umgebung ertragen müssen, ist pures Glück.

[Liselotte und Roland Greber, undbewusst.ch, 26.2.2022]